
Foto: Annette Mörler, Ökofrost
2. Unternehmenskonferenz „Wirtschaft anders denken! Sozial, ökologisch und erfolgreich für Berlin und Brandenburg“
Gemeinwohl-Ökonomie: Gemeinsam schneller, besser, stärker, resilienter und nachhaltiger
Zur zweiten Konferenz des Netzwerks Gemeinwohl-Ökonomie Berlin-Brandenburg e.V. am 21. November 2023 im Festsaal der Berliner Stadtmission versammelten sich rund 55 Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um über die Zukunft der Wirtschaft in der Region zu diskutieren. Unter dem Motto „Wirtschaft anders denken“ wurden wirkungsvolle Methoden und Formate der strategischen Unternehmensentwicklung für eine wirtschaftlich ganzheitliche, erfolgreiche Zukunft präsentiert.
Themen und Highlights des Tages:
1. Resilientere Unternehmensbedingungen: Die Konferenz startete mit Vorträgen und Diskussionen über die Stärkung der Resilienz von Unternehmen. Vertreter*innen der Unternehmen Märkisches Landbrot, Landgut Stober, Gebäudeservice Wodara und Quartiermeister teilten ihre Erfahrungen zur resilienten Unternehmenskultur, Lieferkettenmanagement und sozialem Wirtschaften. Beispielhaft schilderten sie, wie sie durch langfristige Partnerschaften, Kommunikation auf Augenhöhe und Transparenz sowie spezielle, sozial-ökologische Arbeitszeit- und Mitbestimmungsmodelle in Krisensituationen stärker geworden sind. Ihr Fazit: Beziehungen tragen uns durch Krisenzeiten.
2. Suffizienzförderndes Marketing: Dr. Maike Gossen von der TU Berlin präsentierte eine Keynote über suffizienzförderndes Marketing: die Herausforderung, Kund*innen dazu zu bewegen, weniger zu konsumieren, anstatt traditionellen Marketingstrategien zu folgen, die den Konsum fördern. Dazu müssten sich Unternehmen lediglich andere Dienstleistungen und Angebote überlegen, z. B. Tutorials für Reparaturen, Qualität statt Quantität. Ihr Ansatz: Die wichtigsten „R„s der Nachhaltigkeit – Wiederverwenden (Reuse), Ablehnen (Refuse), Reduzieren (Reduce), Umdenken (Rethink) und Müllverwertung (Recycle) – kombinieren mit den vier „E„s der Suffizienz: Entrümpelung, Entschleunigung, Entflechtung und Entkommerzialisierung.
3. Arbeitgeber*innen-Attraktivität und Fachkräfte: Julian Algner von der IHK Berlin präsentierte die Bedeutung einer effektiven Fachkräftesicherung und gab einen Überblick über die Entwicklung des Berliner Arbeitsmarktes. Die Generation Z wurde dabei als eine Gruppe identifiziert, die Arbeit nicht nur um des Arbeitens willen sucht, sondern nach Selbstentfaltung, Sinn und Anerkennung strebt. Zudem nannte er Mitarbeiterwohnen als Maßnahme für Arbeitgeber*innen-Attraktivität.
4. Ko-Kreation zum Wissensaustausch: In Sessions und Workshops tauschten die Teilnehmenden Good Practices aus, um voneinander zu lernen und fanden innovative Ansätze für eine gelingende Netzwerk-Kooperation. Das Prepaire-Café ermöglichte beispielsweise eine kollegiale Fallberatung, in der Unternehmer*innen ihre Fragen und Herausforderungen mit anderen Unternehmern auf Augenhöhe besprachen. Heraus kamen, getreu der Idee die „Weisheit der Gruppe“ nutzen, viele kreative Antworten auf unternehmerische Fragen – ein neues Format, das von allen Teilnehmenden begeistert aufgenommen wurde.
5. Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis: Begleitet von den Nachhaltigkeitsberaterinnen Urte Töpfer und Andrea Spormann hatten einige Unternehmen ihre erste Gemeinwohlbilanz erstellt. Optikerin Katarina Pech von der Brillenkammer, die Markenagentur Reuter x Bobeth, der Coach Arthur Pelchen sowie der Trinkwasserflaschenhersteller Carry Bottle erhielten ihre Gemeinwohl-Zertifikate.
Erkenntnisse und Ausblick:
- Die Gemeinwohl-Ökonomie wurde als Antwort auf die aktuellen Herausforderungen der Wirtschaft hervorgehoben, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.
- Kooperation zwischen Gemeinwohl-Unternehmen wurde als wesentlich für die Stärkung und Wirksamkeit der Gemeinwohl-Ökonomie betont.
- Die Konferenz zeigte, dass es ein starkes Interesse an einer sozial-ökologisch ausgerichteten Wirtschaft gibt.
- Der Austausch von bewährten Lösungen, die Stärkung der Gemeinwohl-Orientierung und die Vernetzung von Unternehmen waren zentrale Elemente der Konferenz.
- Die Bedeutung von Netzwerkstrukturen und Kooperationsprojekten wurde unterstrichen, um die Präsenz der Gemeinwohl-Ökonomie in der Region weiter zu erhöhen.
„Die Konferenz war inspirierend, motivierend und bestärkend, dass wir auf dem richtigen Weg sind – und das in bester Gesellschaft toller Unternehmen, mit denen wir die Wirtschaft sozial-ökologisch transformieren wollen. Die Wirtschaft von morgen wird ethisch und nachhaltig oder gar nicht“, sagt Madlen Sanchiño Martínez, gastgebende Geschäftsführerin des Netzwerks Gemeinwohl-Ökonomie Unternehmen Berlin Brandenburg e.V.
Der nächste Kongress ist für Anfang 2025 geplant. Bis dahin finden verschiedene andere Veranstaltungen in der Region statt. Termine unter https://gwu.network/aktuelles